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Stockmacherdorf seit 1836

Wenn von Lindewerra die Rede ist, entsteht rasch die gedankliche Verbindung zu den Stockmachern, die in dem Werradorf ihr Handwerk ausüben. Sie verhalfen dem Dörfchen zu einem außergewöhnlichen Bekanntheitsgrad, stützt man sich doch in den beliebtesten Wanderregionen Mitteleuropas und noch ferneren Ländern auf Wanderstöcke aus Lindewerra.
Im Jahr 1836 siedelte sich der Stockmacher Wilhelm Ludwig Wagner aus Eddigehausen bei Göttingen in Lindewerra an. In den Eichenwaldungen des Höhebergs und der Harth fand er das erforderliche Rohmaterial unmittelbar vor der Tür. Unverzüglich begann er mit der Anfertigung seiner „Geh-Hilfen“ und wurde bald zum Lehrmeister für viele Dorfbewohner, die in der Ausübung des Handwerks ihre Chance zur Überwindung von Armut und Not sahen.
Das Stockmacherhandwerk entwickelte sich schnell zu einem blühenden Gewerbe, so dass es um 1900 im Dorf kaum eine Familie gab, die nicht gänzlich oder doch zeitweilig mit dem „Stöckemachen“ beschäftigt war.
Um an den Begründer des Stockmacherhandwerks zu erinnern und ihn zu ehren, wurde 1996 am Hirtenrasen ein Gedenkstein enthüllt.
Die Anzahl der Stockmachereien und der hergestellten Stöcke sind drastisch zurückgegangen. Die ganze Palette an Stöcken entsteht gegenwärtig nur noch in der Stockmacherei von Wolfgang Geyer.

Das Stockmachermuseum

Um die Entwicklung des einmaligen Handwerkszweiges zu dokumentieren und den Werdegang eines traditionellen Stockes zu zeigen, wurde das kleine Stockmachermuseum 1980 gegründet und bis in die Gegenwart schrittweise erweitert. Im „Backhaus“, in der „Arbeitsstube“ und im „Stöckelager“ kann man sich unter dem Motto der vielseitig interpretierbaren Volksweisheit „Es ist der Stock, der manchem fehlt!“ über die Handwerksgeschichte und die 32 Arbeitsgänge informieren, die erforderlich sind, um aus einem Edelkastanien-Rohling ein sicheres und attraktives Wanderrequisit werden zu lassen.
Historische Werkzeuge und Stöcke gehören ebenso zur Ausstellungskollektion wie die derzeit noch immer vorwiegend in Handarbeit produzierten Wander-, Spazier-, Kranken- und Jagdstöcke.
Die etwa 5.000 Gäste, die das Museum jährlich besuchen, werden von April bis Oktober jeweils sonntags von 13.30 bis 17.00 Uhr und außerhalb dieser Zeit ganzjährig nach telefonischer Voranmeldung sachkundig von Mitgliedern des Heimatvereins betreut.


Die Werrabrücke

Mit dem Brückenbau in einem fast unvorstellbaren Bautempo von nur gut einem halben Jahr ging ein über Jahrhunderte gehegter Traum der Bürger Lindewerras in Erfüllung. Am 11. Juni 1901 ließ die amtliche „Heiligenstädter Zeitung“ ihre Leser wissen: „Die neue Werrabrücke ist seit einigen Tagen für Fußgänger passierbar, was namentlich auch die Besucher der Teufelskanzel interessieren dürfte. Um von der Teufelskanzel zum Bahnhof Oberrieden zu gelangen, braucht man nur noch ½ Stunde Zeit …“Mit der endgültigen Fertigstellung der Brücke konnte man nun die auf der linken Werraseite gelegenen Felder und Wiesen auf direktem Wege erreichen, musste nicht mehr die Fähre benutzen, obwohl diese schon sicherer war als der oft gefahrvolle Weg durch die Furt im Fluss. Man brauchte auch keine Tagesreisen mehr mit dem Kuh- oder Pferdegespann über Wahlhausen und Allendorf anzutreten, um auf der gegenüberliegenden Werraseite Heu zu holen oder Kartoffeln zu ernten.

Für 69.471,49 Mark, die zum größten Teil aus dem sogenannten preußischen Westfonds kamen, war eine stattliche sechsbogige Sandsteinbrücke gebaut worden, für die insbesondere auch die Stockmacher Lindewerras dankbar waren, denn sie konnten ihre Produkte nun mit den Schiebekarren zum Oberrieder Bahnhof bringen. Einziger Leidtragender war wohl Fährmann Wilhelm Degenhardt, der sich beschwerdeführend an das königliche Landratsamt in Heiligenstadt wandte: „Ich bemerke hierbei gehorsamst, daß ich sowie meine Eltern das Überfahren seither betrieben haben und daß mir durch den Brückenbau dieser Verdienst genommen wird …“ Seine Bitte, an der Brückenbaustelle einen Ausschank einzurichten, wurde jedoch strikt abgelehnt.